1950 ging es los mit dem "weißen Sport" in Anröchte. Wie alles begann und was so alles in den vergangenen Jahren 75 Jahren, die auch zwischen diesen beiden Bildern liegen, passiert ist erfahrt Ihr hier im Bereich "Historie unseres Clubs". Die Infos werden nach und nach ergänzt, es bleibt also spannend beim Blick in die Vergangenheit.
Im Herbst 1950 trafen sich im Hause von Herrn Dr. Bernd Tigges, der seit wenigen Jahren als junger Arzt in Anröchte praktizierte, die Brüder Georg und Werner Niesel mit ihm, um sich erste Gedanken zur Gründung eines Tennisclubs in Anröchte zu machen. Alle drei hatten den Tennissport in ihrer Jugend schon betrieben und wollten nach den Kriegs- und Nachkriegsjahren ihr Hobby wieder aufleben lassen.
Kurze Zeit später fand man sich mit Gleichgesinnten, den Herren Dr. Heinz Koltermann, Karl Garthe, Ernst Röper, Hugo Muckermann, Hubert Lux u.a. in der Gaststätte Wieneke zur Gründungsversammlung zusammen.
1. Vorsitzender wurde Dr. Tigges, Geschäftsführer und Mädchen für alles Werner Niesel. Kontakte knüpfte man nach Erwitte, wo ebenfalls ein Tennisverein gegründet werden sollte. Eine gemeinsame Initiative zum Bau von Tennisplätzen konnte aber nicht verwirklicht werden. Nach Gesprächen mit der Familie Springorum erhielt der Anröchter Tennisclub die Möglichkeit, westlich des "Anröchter Busches" entlang der WLE-Gleise ein Stück Land für den Bau eines Platzes zu nutzen. Es wurde nur ein mündlicher Vertrag mit Herrn Springorum geschlossen: das Land stand dem Club unentgeltlich zur Verfügung unter der einzigen Bedingung, dass auch die Kinder der Familie Springorum den Platz kostenlos nutzen durften.
Im Frühjahr 1951 wurde mit dem Bau in Eigenleistung begonnen. Unter der Bauleitung von Karl Garthe mussten zuerst umfangreiche Erdarbeiten in mühsamer Handarbeit mit Hacke und Schaufel für einen waagerechten Untergrund sorgen. Für die Erdbewegungen stellte die heimischen Steinindustrie Schienen und Loren zur Verfügung, die auf diese Weise den Club unterstützte. Als Filterschicht wurde Hüttenschlacke aus den Kokereien des Ruhrgebiete von den Steinbruchbetrieben als Rückfracht mitgebracht, ebenso dann das rote Ziegelmehl aus einer Ziegelei. Die Zaunpfosten wurden aus alten Rohren von Dampfwalzen zusammengeschweißt. Alles etwas primitiv, aber für den Club damals ausreichend und vor allem bezahlbar.
Die ersten Jugendlichen, unter ihnen Gerhard Muckermann, Heinz Werner Schulte, Gotthard Buballa, Friedhelm Schmidtmann und Friedel Hustmann ließen sich begeistern und machten mit. Die Firma "Wünschelburger", damals noch in der Aufbauphase, unterstützte den Club in jeder Hinsicht. Die neuesten Kreationen des Destillateurmeisters wurden abends nach getaner Arbeit kritisch probiert und begutachtet.
Am 26. August 1951 weihte der damalige Vikar Ebert dann den Tennisplatz ein und der 1. Vorsitzende Dr. Bernd Tigges übergab ihn seiner Bestimmung. Ein kleines Freundschaftsturnier zwischen den Brüdern Walter und Georg Niesel und einigen Spielern eines Soester Tennisvereins schloss sich an, ehe es zum gemütlichen Ausklang im Gasthof Wieneke ging. Denn ein Clubhaus gab es noch nicht; das kam erst zwei Jahre später in Form einer ehemaligen Jagdhütte, gestiftet von der Familie Springorum, hinzu.
Im Jahre 1952 machte der Tennisclub, der sich inzwischen "TC Blau-Weiß" nannte, im Westfälischen Tennisverband von sich reden. Die Gemeinde Anröchte hatte 1951 die neue Volkshalle fertiggestellt. Nach Gesprächen mit Bürgermeister Kirchhoff, Amtsbürgermeister Röper-Rickerskraes, Herrn Rickert-Plenge und Herrn Jäger konnte der Tennisclub die Volkshalle in den Wintermonaten für den Tennissport anmieten. Eine der ersten Tennishallen in Westfalen war geboren. Und im Winter 1952/53 fand das 1. Westfälische Hallen-Jugendturnier in Anröchte statt. Die Schirmherrschaft hatte der damalige Landeshauptmann Dr. Salzmann und der britische Stadtkommandant von Lippstadt Mr. Godrich. Von Anröchter Seite durften Gotthard Buballa und Gerhard Muckermann teilnehmen, die aber von der westfälischen Spitzenklasse mit Lohkamp, Dahlmann, Lux und Kissel nur lernen konnten.
Der Westfälische Tennisverband richtete in den folgenden Jahren in der Halle in den Wintermonaten ein Jugendtrainingszentrum ein. Die Westfälische Tenniszeitung schrieb damals " Das Wunder von Anröchte " und meinte diese Tennis-(Volks-)halle, die in ganz Westfalen ihres gleichen suchte. Spieler und Spielrinnen aus Bielefeld, Bochum, Dortmund, Hagen, Hamm, Münster und Paderborn kamen regelmäßig zum Training nach Anröchte.
In den folgenden Jahren wuchs der Verein, neue Namen kamen hinzu: Ingeborg, Beatrix und Irene Berghoff, Marianne Gebauer, Adelheid Sommer, Fritz Marx, Erich Urban, Paul Böhm, Lothar Sommer, Jochen Berghoff, Karl-Arnold Bürger, Karl Jacoby, Udo-Bernd und Kurt Mues, Anton Korbmacher, Ingrid Jacoby, Ludwig Buballa, Alvin Reen, Friedhelm Bracht, Horst Petry, Horst Ferlemann u.a. Der Tennisclub mit nur einem Spielfeld war damit sehr gut ausgebucht. Schon 1952, also im ersten Jahr nach Spielbeginn, hatte der Club eine spielstarke Jugend- und Herren-Mannschaft und auch 3-4 junge Damen, die bei den ersten Freundschaftsspielen zum Einsatz kamen.
Ein Clubhaus gab es zum Start noch nicht; das kam erst zwei Jahre später in Form einer ehemaligen Jagdhütte, gestiftet von der Familie Springorum. Hier waren spontane Sommerfeste jeweils zur Zeit der Sommerwende die Höhepunkte, denn die endeten immer feucht fröhlich erst am frühen Morgen, wenn die Glocken zum Kirchgang riefen.
Bereits in der Sommersaison 1953 wurden Freundschaftsturniere gegen Grün-Weiß Paderborn, Blau-Weiß Büren, Grün-Weiß Lippstadt und Flora Dortmund ausgetragen, jeweils auf den gegnerischen Platzanlagen, da unsere Anlage mit nur einem Platz zu klein war. Dafür revanchierten man sich im Winterhalbjahr in der Zweifeldtennishalle und konnte manche Niederlage aus dem Sommer in einen Sieg umwandeln.
Als besonderes Ereignis bleibt zu berichten: das Spiel bei Flora Dortmund ging mit 23:0 verloren, das Rückspiel in heimischer Halle endete dann - allerdings mit personeller Verstärkung - mit einem 11:7 Erfolg. Es ist heute nicht mehr vorstellbar, wie auf zwei Plätzen an einem Tag 18 Spiele durchgeführt werden konnten ( 8 Herren Einzel, 3 Damen Einzel, 4 Herren Doppel und 3 Mixed ), davon allein 7 Spiele in drei Sätzen und kein Tie-Break.
1954 erreichten einige Jugendliche die Spielstärke, dass sie auf Bezirksebene mitspielen konnten. Gerhard Muckermann und Gotthard Buballa (Bild)wurden so zu den Qualifikationsspielen für die Jugendbezirksmeisterschaften gemeldet, wobei Gotthard Buballa das Qualifikationsturnier in Detmold gewann und an der Bezirksmeisterschaft in Herford teilnehmen konnte. Hier qualifizierte er sich für die westfälischen Jugendmeisterschaften in Gelsenkirchen.
Der Name Anröchte behielt auch dank der Durchführung des 2. Westf. Hallentennisturniers in diesem Jahr seinen guten Ruf. Alles was Rang und Namen hatte, beteiligte sich. Größen wie Georg Brand, Berninghaus, Kreinberg, Lohkamp und Dahlhoff zeigten in Anröchte Spitzentennis.
Ende der 50er, Anfang der 60er wurde es ruhiger im Tennissport. Die damaligen Leistungsträger machten ihre Berufsausbildung oder gingen zum Studium. Der Tennisclub wurde zum " Tennisfestverein", denn gefeiert wurde weiterhin auch ohne sportliche Anlässe. Mitte der 60er Jahre fanden dann einige Jugendliche wie Werner Eickhoff, Karl-Josef Meschede, Jochen Tigges, Manfred Elsner, Franz-Josef Eickmann oder Jürgen Marx den Weg zum Tennis. Sie starteten meist unter der Anleitung von Werner Niesel (Bild) erste Gehversuche auf der roten Asche. Zum Ende der 60er begann auch sportlich ein neuer Aufschwung, den z.B. Anton Korbmacher oder Alwin Reen mitgetragen haben.
Die Tennisfeste in den 50er und 60er Jahren waren die Höhepunkte der Geselligkeit im Clubleben. Spontane Sommerfeste jeweils zur Zeit der Sommerwende endeten immer feucht fröhlich erst am frühen Morgen, wenn die Glocken zum Kirchgang riefen. Das gesellschaftliche Hauptereignis im Clubleben war aber immer das „Winter-fest“, das seinen festen Platz am Samstag vor dem 1. Advent hatte und noch hat. Vor allem die unvergessene Lola Tigges war die Mutter des Festes. Wochen vorher wurde geplant, organisiert und gebastelt, jeder machte mit für das „Highlight“ des Jahres. Man kam fein gekleidet in vorweihnachtlicher Stimmung und genoss die feierliche Einstimmung bei klassischer Musik und kleinen Vorträgen und Gedichten zur Adventszeit, vorgetragen von den jüngsten unseres Clubs unter der Regie von Elis Juckenhöfel. Danach kam der Nikolaus und verteilte kleine Geschenke, garniert mit lustigen Versen, die jeder Teilnehmer für jeweils einen anderen anonym verfasst hatte. Anschließend wurde gefeiert und getanzt zu Schallplattenmusik, später dann zur Live-Musik von „Hänschen Zuber“ oder der „Quittmann Band“. Die Örtlichkeit wechselte, zunächst bei Röper-Bolte und Cafe Stratmann, dann oftmals bei Wieneke und Schrewe im Saale.
Anzumerken ist, dass gerade in den ersten zwei Jahrzehnten die Firma „Wünschelburger“ große Verdienste am Aufbau und Bestand des Tennisclubs hatte. Vieles wäre ohne ihre personelle und finanzielle Hilfe nicht möglich gewesen.
1971 Generalversammlung am 28.06.71 im Cafe Buddeus: Bestandsaufnahme der Mitglieder, 47 werden gelistet. Dr. Tigges legt sein Amt in die Hände von Werner Niesel und den neuen Vorstand. In einer weiteren Versammlung am 26.08. Diskussion zum Bau einer Tennisplatzanlage Erwitte/Anröchte im Busch oder bei Söbberinghoff.
1972 Neben der Mittelhalle des Bürgerhauses steht jetzt auch die Dreifachturnhalle (Bild: Jürgen Marx) am Wochenende zu Trainingszwecken zur Verfügung. Zu deren Eröffnung am 9.1.72 spielen der Soester Michael Bamberg und Heiner Eymer. Die Erweiterungsgedanken gehen auch in Richtung ASBA: erste Verhandlungen mit Ernst Röper/Schulte Hermfahr. Mitgliederwachstum auf 108; Friedrich Marx erstellt die Vereinssatzung.
Das erste Grundstück wird gekauft.
1973 Spielbetrieb auf vier Plätzen: in Anröchte am Busch und bei Mues auf dem Betonplatz, sowie in Lippstadt-Lipperbruch in der Lipperland-Kaserne, letzteres da der rege Zulauf an Mitgliedern aus dem Raum Lippstadt anhält. Zwei Herren und eine Damenmannschaft starten in der Meisterschaft. Im August fällt die Entscheidung, am Wichsberg neben undmit der ASBA zu bauen. Die Grundstücksfinanzierung läuft über eine Umlage von 300,-- DM pro Mitgliedschaft, dem Vorläufer der Aufnahmegebühr.
1974 Drei Medenmannschaften gehen an den Start. Die 1. und 2. Herren werden Gruppensieger in den damaligen Bezirksklassen, die 1. außerdem Klassensieger in der 6. BK. Mannschaftsspieler übernehmen Patenschaften für die einzelnen Jugendspieler, um mit ihnen zu trainieren. Im Oktober erreicht den Club die Ablehnung und Zurückstellung der Zuschussmittel durch den RP in Arnsberg. Folge ist, dass nicht die drei hinteren Plätze, sondern die heutigen Plätze 1 + 2 in Eigenregie gebaut werden sollen.
Gerd Muckermann, Walter Förster und Werner Feuerhahn bilden einen Festausschuss, denn am 1. Mai steigt das Richtfest der Plätze 1 + 2, anschließend ein Sommerfest, ein Winterfest und auch Karneval wurde in diesem Jahr im Club gefeiert. Im Juni sind die Plätze spielbereit. Die 1. Herren wird 1975 Kreismeister (Bild obere Reihe v.l.: Muckermann, Buballa, Niesel, Teutenberg, Förster. Untere Reihe.v.l.: Wolf, Mues, Koebmacher) und im Rahmen der Clubmeisterschaften steigt ein Schaukampf mit Brinkkötter und Osthoff von BW Soest.